Anforderung

Untersuchungsmaterial

Citrat (mind. 1 ml)

Messmethode

Turbidimetrie

Bearbeitungszeit

  • Spezialuntersuchung: max. 1/Woche

Akkreditierung

Messgröße ist akkreditiert durch die DAkkS (Details).

Referenzintervall

♀/♂  60.0 - 103.0 % bis 7 Monate  
♀/♂  61.0 - 95.0 % bis 13 Monate  
♀/♂  65.0 - 99.0 % bis 6 Jahre  
♀/♂  63.0 - 97.0 % bis 11 Jahre  
♀/♂  69.0 - 119.0 % bis 19 Jahre  
♀/♂  60.0 - 140.0 % ab 19 Jahre  

Präanalytik

Achtung! Gerinnungsanalysen sind besonders störanfällig auf Fehler in der Präanalytik (u.a. Blutentnahme und Probentransport).

Bitte beachten Sie folgenden Hinweise:

  • Blutabnahme unter möglichst stressarmen Bedingungen durchführen.
  • Kurze Stauzeiten einhalten.
  • Möglichst großvolumige Kanülen verwenden.
  • Citratblut nicht zuerst abnehmen.
  • Bei der Abnahme auf das korrekte Füllvolumen achten.
  • Röhrchen direkt nach der Abnahme durch vorsichtiges Schwenken gründlich mischen.
  • Sofortige Einsendung des Citratbluts ins Zentrallabor. (Das Rohrpost-System darf verwendet werden.)
  • Haltbarkeit je nach Parameter 4-12 Stunden.

Während einer Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten (falsch erniedrigte Werte) bzw. DOAKs (falsch hohe Werte) ist eine Beurteilung der Protein-S-Aktivität nur eingeschränkt möglich.

 

Analytik

aPTT-ähnlicher Gerinnungstest, welcher durch Zugabe von Protein S Mangelplasma,  Faktor IXa und einem Überschuss von aktiviertem Protein C eingeleitet wird

 

Messunsicherheit

Für aktuelle Angaben zur analytischen Messunsicherheit nehmen Sie bitte Kontakt mit dem wissenschaftlichen Dienst des Zentrallabors auf.

Indikationen

  • Anamnese mit  venösen und arteriellen Thromboembolien vor dem 50. Lebensjahr
  • familiäre, insbesondere jugendliche Thromboseneigung
  • wiederholte venöse Thrombosen
  • Thrombosen mit ungewöhnlicher Lokalisation
  • Thrombosen in der Schwangerschaft, im Wochenbett oder bei Einnahme von Ovulationshemmern
  • Purpura fulminans

med. Bewertung

Das Vitamin-K-abhängige Protein S ist der Cofaktor des aktivierten Protein C bei der Inaktivierung der Gerinnungsfaktoren Va und VIIIa.
Die Protein-S-Aktivität wird durch sehr viele physiologische und methodische Einflussgrößen beeinflusst, mit der Folge einer häufigen Fehlinterpretation verminderter Aktivitätswerte (Bestätigungsmessung erforderlich).

Erworbenen Protein-S-Mangel findet man u.a.

  • während einer Schwangerschaft und unter oraler Kontrazeption
  • bei einer frischen Thrombose
  • bei Lebererkrankungen
  • bei Entzündungen (Anstieg des gebundenen Protein S bei gleichzeitigem Abfall der freien und funktionellen Protein-S-Spiegel)
  • bei Colitis
  • bei DIC
  • bei Vitamin-K-Mangel bzw. Marcumargabe
  • bei einem Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom
  • bei HIV-Patienten

Häufig führt auch eine Thrombozytenkontamination des Citratplasmas zu pathologischen Ergebnissen.

Ein angeborener Protein-S-Mangel ist selten. In Patientenkolletiven mit Thromboembolien ist die Prävalenz ca. 5 % , in der Normalbevölkerung < 1 %.

Das Thromboserisiko beim Protein-S-Mangel ist um das 5- bis 12-fache erhöht.

Zur Bestätigung sollte bei verminderter Aktivität neben einer Kontrolluntersuchung auch das freie Protein S bestimmt werden, möglichst incl. Kontrolle weiterer Familienangehöriger. Eine definitive  Bestätigung eines hereditären Protein-S-Mangels ist durch eine Protein-S-Genotypisierung möglich.

Falsch erhöhte Werte:

  • Unter Therapie mit  DOAKs möglich.

 

Falsch erniedrigte Werte:

  • Bei auffälliger APC Resistenz möglich.

 

Ergänzende Referenzwerte für die Protein-S-Aktivität bei Frauen:
  Frauen ohne orale Kontrazeption > 60 %
  Frauen mit oraler Kontrazeption > 45 %
  Frauen in der Menopause > 60 %

 

Eine beispielhafte Übersicht von Einflussgrößen und Störfaktoren zeigt folgende Tabelle:

Protein S Aktivität freies Antigen Gesamtantigen
       
Typ I Hereditärer Mangel
Typ II Hereditärer Mangel
Typ III Hereditärer Mangel
Schwangerschaft
Östrogen-Therapie (z.B. Kontrazeptiva)
Leberinsuffizienz
VKA/Vitamin K-Mangel
DOAKs ↑ (falsch hoch)
Faktor V Leiden (Homo-/Heterozygotie) ↓ (falsch niedrig)
Lupus Antikoagulans Fälschliche Abweichungen  in beide Richtungen möglich
Emicizumab ↓ (falsch niedrig)
       
Abkürzungen:      

VKA: Vitamin K Antagonisten

     

DOAKs: Direkte orale Antikoagulanzien

     
       
Literaturquellen:      

16.21 Protein C, Protein S, APC, F V-Leiden, Prothrombin G20210A, In: Thomas L, 2022: Labor & Diagnose; Release 4

Hämostaseologie für die Praxis, Schattauer Verlag 2010 2. Auflage
Gerinnungskompendium, Barthels, von Depka, Thieme Verlag Stuttgart 2. Auflage 2003
Aktuelle Packungsbeilagen der jeweiligen Tests    
Emicizumab Packungsbeilage      

Labor

Zentrallabor des Universitätsklinikums Düsseldorf

Quellen, Literatur und Verweise

  • [1]    Lothar Thomas, ed. Labor und Diagnose, TH-Books Verlagsgesellschaft mbH, Frankfurt 2012, 8. Auflage.
  • [2]    Appel I.M. et al. Age dependency of coagulation paramters during childhood and puberty. JTH 2012; 10: 2254 - 63.
  • [3]    Bruhn, Hach-Wunderle, Schambeck, Scharf. Hämostaseologie für die Praxis: Sicher durch den klinischen Alltag. Schattauer Verlag, Stuttgart 2011, 2. Auflage.

letzte Aktualisierung am 08.05.2023