ANA Antinukleäre Antikörper
Anforderung
Serum (mind. 1 ml)
Messmethode
Bearbeitungszeit
- Spezialuntersuchung: max. 1/Woche
Akkreditierung
Referenzintervall
< 1:160
Präanalytik
keine Besonderheiten
Stabilität
- 2-8 °C
- 1 Woche
- -20 °C
- 6 Monate
Analytik
Nach Empfehlungen und Richtlinien erfolgt die Diagnostik der Antinukleären Antikörper (ANA) im Serum als Screening-Test mit dem indirekten Immunfluoreszenztest (IFT) auf Hep2-Zellen.
Positive und negative Proben ergeben einen großen Signalunterschied, wobei man bei der mikroskopischen Auswertung sieht, wie sich die Fluorescein-markierten Anti-Human-IgG-Antikörper in den Hep-Zellen verteilen. Für die gebundenen Autoantikörper ergeben sich spezifische Fluoreszenzmuster, die identifiziert werden können. Zur weiteren Differenzierung der verschiedenen Autoantikörper werden ein ENA-Screen bzw. ENA-Differenzierung-ELISA eingesetzt.
Bei negativen Proben weisen die Kerne keine spezifische Färbung auf.
Messunsicherheit
Für aktuelle Angaben zur analytischen Messunsicherheit nehmen Sie bitte Kontakt mit dem wissenschaftlichen Dienst des Zentrallabors auf.
Allgemeines zum Analyten
Antinukleäre Antikörper (ANA) sind Autoantikörper gerichtet gegen im Zellkern lokalisierte Antigene. Zielstrukturen sind:
- das Chromatin oder Chromatin-assoziierte Proteine: dsDNA, Nukleosomen, Histone
- Proteine des Nukleoplasmas und der nukleären Matrix: Sm, U1-RNP, SS-A, SS-B, Nuklear Dots
- Kernmembran
- Nukleolus: Scl-70, PM-Scl, NOR-90
- Zentromere etc.
Die Antikörper, die an zytoplasmatische Bestandteile binden (z.B. AMA, Jo-1, Aktin etc.) werden auch angegeben, obwohl es sich nicht um ANA im eigentlichen Sinne handelt.
Indikationen
Antinukleäre Antikörper (ANA) weden bei vielen Erkrankungen nachgewiesen, vor allem des rheumatischen Formenkreises:
- Kollagenose: SLE (systemischer Lupus erythematodes), Sklerodermie (einschließlich CREST-Syndrom), Sjögren-Syndrom
- Mischkollagenosen: MCTD, Sharp-Syndrom
- Polymyositis (PM)/Dermatomyositis
- Arzneimittelinduzierter Lupus erythematodes
- Rheumatoide Arthritis
- Autoimmune Hepatitis
med. Bewertung
ANA sollten nur bei entsprechendem klinischen Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung angefordert werden. Untersuchungen auf ANA dienen in erster Linie diagnostischen Zwecken und nicht dem Monitoring einer Erkrankung. Eine wiederholte Bestimmung ist nur in Ausnahmefällen, wie zum Beispiel bei Änderung des Krankheitsbildes, sinnvoll.
Niedrig titrige ANAs (Titer ≤ 1:160) können bei systemischen Autoimmunerkrankungen in Frühphasen und unter Therapie, aber auch bei gesunden Erwachsenen (vor allem bei älteren Menschen), viralen Infektionen, paraneoplastisch oder Medikamenten-induziert auftreten.
ANA sind diagnostisch besonders relevant,wenn sie hochtitrig (≥ 1:1000) sind.
Erkennbare Muster auf der HEp-2-Zelle angelehnt an die internationalen Empfehlungen von 2014:
Häufig erkannte Muster
- homogen (dsDNA, Histone): SLE, medikamentös induzierter LE
- grob granulär (U1nRNP, Sm): MCTD, SLE
- fein granulär (SSA, SSB, Ku, Mi-2): Sjögren-Syndrom, SLE, PM/Sklerodermie-Overlap
- zentromer (CENP-A/B/C): Sklerodermie (v.a. CREST-Syndrom)
- nukleolär (Fibrillarin, PM/Scl, RNA-Polymerase I, Th/To): Sklerodermie, PM/Sklerodermie-Overlap
Weniger häufig erkannte Muster
- zirkulär oder Kernmembran (Lamin B-Rezeptor, gp210): Primär biliäre Zirrhose (PBC)
- dicht fein granulär (DFS-70-Antigen): Ausschluss von SARD
- zellzyklusabhängig (PCNA): SLE, Sklerodermie
- nukleolär (schollig) Fibrillarin: Sklerodermie
- nukleolär (granulär) (Scl-70): Sklerodermie
- nukleolär (homogen) PM/Scl: PM/Sklerodermie-Overlap
- viele nukleäre Punkte (multiple nuclear dots) sp100: Primär biliäre Zirrhose (PBC)
- wenig nukleäre Punkte (few nuclear dots) Coilin-p80: bisher keine relevanten Krankheitsassoziationen
Muster in der Mitose
- Zentriolen, Spindelfasern, Midbody: bisher keine relevanten Krankheitsassoziationen
- CENP-F Muster: Tumore
Muster im Zytoplasma
Häufig erkannte Muster:
- Zytoplasma dicht granulär (diffuse) wie Ribosomale-P, Jo-1, andere t-RNASynthetasen, SRP: SLE, PM, Anti-Synthetase-Syndrom
- Zytoplasma fein granulär (fine speckled) Jo-1: Anti-Synthetase-Syndrom
- Zytoplasma positiv passend zu AMA: Primär biliäre Zirrhose (PBC)
Weniger häufig erkannte Muster
- Zytoplasma positiv (dots) passend zu anti-Lysosomen (Lysosomen, Endosomen): bisher keine relevanten Krankheitsassoziationen
- Golgi-Apparat positiv (Proteine des Golgi-Apparates): bisher keine relevanten Krankheitsassoziationen
- Zytoplasma fasrig positiv (Aktin, Zytokeratin, Vimentin): Autoimmune Hepatitis (Aktin), sonst bisher keine relevanten Krankheitsassoziationen
- Zytoplasma mit rods and rings: HCV-Infektion unter IFNα-Therapie
Labor
Zentrallabor des Universitätsklinikums Düsseldorf
Quellen, Literatur und Verweise
- [1] Thomas L. Antinukleäre Antikörper. In: Lothar Thomas, ed. Labor und Diagnose, TH-Books Verlagsgesellschaft mbH, Frankfurt 2012, 8. Auflage, Band 2, S. 1444-1454
- [2] M. Herold, W. Klotz, U. Sack und K. Conrad. Internationaler Konsens zur ANA-Bestimmung – J Lab Med 2015; 39(3): S. 145–152